Hainstraße 16-18 in Leipzig

 Hainstraße 16-18  in Leipzig

Der Leipziger Stadtbau AG ist es zu verdanken, dass nach jahrelangem Leerstand eines der kunstgeschichtlich bedeutsamsten Denkmäler in der Geschichte des Hotelbaus in der Leipziger Innenstadt wieder die ihm zugehörige Aufmerksamkeit erhielt. 

Seinen Namen verdankt es dem Gastwirt August Pusch, der 1823 den Gasthof „Zum Birnbaum“, ein ehemals auf der Südseite gelegenes Gebäude, erwarb und es 1828 zum Gedenken an den Besuch des polnischen Königs Leszynski (1706) in Hotel de Pologne umbenannte. Dieses, das mittlere und der auf dem nördlichen Grundstück gelegene „Goldene Adler“ fielen im August 1846 einem Großbrand zum Opfer. Daraufhin wurde um 1847/48 ein über drei Grundstücke reichender Neubau mit Vordergebäude, zwei Seitengebäuden, einem Quer- und einem Mittelgebäude errichtet. A. Schmid initiierte um 1890 wiederum umfangreiche Neu- und Umbauten. Die Genehmigungen wurden erteilt, inwieweit sie zur Ausführung gelangten, ist nicht bekannt. Den weiteren Um- und Ausbau übernahm, nach dem Konkurs von Schmid, die Preußische Bodencredit-Aktienbank. Nach Plänen von ARWED ROßBACH (1844-1902) und C. G. Herrmann wurde die im Stil florentinischer Renaissance entworfene Fassade errichtet. Jedoch für die in neobarocker Manier ausgeführten Ballsäle zeichnet sich der Berliner Architekt LUDWIG HEIM (1844-1917) verantwortlich. Dieser errichtete beispielsweise das in Berlin um 1892/93 entstandene „Palasthotel“ am Potsdamer Platz (zerstört 1943). Bis 1953 haben aufgrund unterschiedlicher Besitzverhältnisse mehrere innenarchitektonische Umbauten stattgefunden, so dass die ursprüngliche Ausstattung nicht mehr vollständig vorgefunden werden konnte. 


Eine wechselvolle Nutzungsgeschichte kennzeichnet das Hotel de Pologne: Beispielgebend seien das „Cabarett Nachtfalter“ (seit 1918) und „Atrium“, „Casino Belge“, Soldatenheim (1944) und Messamtskantine (1953-1993) genannt. Zugleich gab es, wie bei großstädtischen Hotelbauten üblich, durch die Einbindung von Läden und Restaurants (Hotelrestaurant im Innenhof) in die Erdgeschosszone, immer viel Publikumsverkehr. 


2009 wurde unsere Werkstatt mit Befunduntersuchungen beauftragt, 2010 begann die Restaurierung der bauzeitlichen Fassung des großen Saales von 1892/93. 

Unter den mehrmals überarbeiteten Flächen kamen die qualitätsvoll ausgeführten, vergoldeten Stuckaturen, in Freihandmalerei ausgeführte Bildflächen mit Landschafts- und Architekturszenen, Bildthemen der antiken Mythologie, in meist gutem Erhaltungszustand und von hochwertiger handwerklicher Ausführung zu Tage. Hier genügte oftmals nach der Freilegung und Reinigung eine behutsame Retusche und Konservierung. 

Anhand historischer Aufnahmen und Abrissspuren konnte abgeschlagener, verlorengegangener plastischer Schmuck neu modelliert und rekonstruiert werden. 

Eine Musterachse mit Teilvergoldungen wurde angelegt, um dem Besucher einen Eindruck von der ursprünglichen Pracht zu vermitteln. Das Deckengemälde wurde bis zur Hälfte restauriert, sich ablösende Farbschollen vorerst gesichert. 

Zum Tag des offenen Denkmals am 12. September 2010 wurde der Große Ballsaal in einer Interimslösung erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. 


Im benachbarten sog. grünen Saal begannen die Restaurierungsarbeiten im März des folgenden Jahres. Zunächst wurden die alten Farbaufträge großflächig abgenommen und Untergrund vorbereitende Arbeiten durchgeführt. An den Bildflächen konnten die Übermalungen, die vermutlich aus den 1950er Jahren stammen, behutsam abgenommen werden. Da besonders die Bildflächen in der großen Voute starke Schäden aufwiesen, sind größere Rekonstruktionen fehlender Bildbereiche notwendig. Auch hier kann auf einen Fundus historischer Ansichten zurückgegriffen werden. 


Weitere Befunduntersuchungen in anderen Bereichen des Hotelgebäudes bescherten einige Überraschungen und zeugen vom Reichtum und Glanz vergangener Tage. Eine Ausstellung ausgewählter Fundstücke wurde im Treppenhaus installiert.


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